Die Mexikaner! Endlich finden wir die Verkörperung des anderen Bruders von "nett", nämlich super freundlich. Das Lächeln vieler Leute hier scheint über Höflichkeit hinauszugehen, ohne dabei gekünstelt zu wirken - nimm das, USA! Vielleicht sind alle gut drauf, weil Weihnachten ist (war), weil ich ein Mädchen bin, oder weil die Sonne scheint. Oder es liegt gar am scharfen Essen, dass einem schon mal die Mundwinkel in die Höhe jagt?
Apropos Essen! Bisher bin ich zufrieden damit, außer es ist zu scharf oder es gibt Kaktus, denn der stachelt nicht, nein er schleimt! Glaubt es oder nicht, das mexikanische Bedürfnis zu würzen macht selbst vor Kaffee (café de olla) und Bier nicht halt. Richtig, es gibt salzig-würziges Bier (michelada), was im Gegensatz zu vielen Pilses und Lagern wenigstens Geschmack hat.
Als Kaffeefanatiker warte ich noch auf meinen Aha-Moment, da ich mich bisher viel zu oft mit löslichem Kram zufrieden geben müsste, welcher lediglich zu heiß-braunen Ersatzstoffen führte.
Als Kaffeefanatiker warte ich noch auf meinen Aha-Moment, da ich mich bisher viel zu oft mit löslichem Kram zufrieden geben müsste, welcher lediglich zu heiß-braunen Ersatzstoffen führte.
Woran ich mich immer noch nicht ganz gewöhnt habe, sind die Begrüßungsfloskeln "que tal?"/ "como estan?", also "wie geht's?", auf die man keine konkrete Antwort erwartet, genau wie in den USA oder Frankreich. Dennoch fühlt es sich komisch an, einfach nur das gleiche zurück zu fragen, und ich höre diese Stimme in meinem Hinterkopf, die sagt: "Antworte gefälligst, der Onkel hat dir eine Frage gestellt!"
Übrigens habe ich meine erste Begegnung mit den Uniformierten auch schon hinter mir. Und wer jetzt denkt, typisch Lia, große Klappe aber kein Blick für Staatsgewalt mit Schusswaffen, dann sind die Erwartungen übers Ziel hinausgeschossen. Denn musste ich den Polizisten noch nicht mal selbst bestechen! Aber von vorn: Lauren und ich waren abends nach unser Ankunft am Busbahnhof von Cancun vom Uber-Fahrer (Taxi) zu seinem Wagen geleitet und dort hinein verfrachtet worden, wobei eine Horde Polizisten um sein Auto stand und, weil er sie ignorierte, laut rufend an die Scheibe klopfte. Es ist dunkel und wir sind eindeutig Touristen, da können schon mal Menschen und Moneten verschwinden, aber wir wollen doch zu unserem Airbnb mit Pool... Lauren und ich tauschen einen besorgten Blick der Kategorie "ob der Fahrer wohl ein gesuchter Verbrecher ist?" aus, da aber noch niemand seinen Revolver gezogen hat, bleiben wir sitzen. Schließlich gibt der Fahrer nach, macht die Tür auf und ein Polizist setzt sich auf den Beifahrersitz. Wir fahren in eine dunkle Gasse und ich denke: "das ist aber nicht die Richtung zum Pool", während Lauren neben mir vermutlich schon innerlich Abschied von der Welt nimmt. Dann wechselt etwas Geld den Besitzer, der Beschenkte verlässt den Wagen und wir sind 20min später am Pool. Tja, da hatte der Uber-Fahrer wohl Falsch geparkt als er uns abholen war, immerhin hat der nette Polizist die Sache gleich gelöst.
Achso, Weihnachten! Natürlich wollen alle wissen, was wir da gemacht haben. Maik und ich, so am Chillen an der Lagune, mächtig hübsch da mit türkis-blauem Wasser, Sonne, Palmen und Zelt mit Matratzen (#wasserdicht), in Bacalar, wo es nicht viele Läden gibt, also gab's auch keine Geschenke. Und kein aufwendiges Festmahl. Naja, ich habe am 24. meine Tage bekommen, dafür haben wir uns ein Zelt gekauft, ein Sieb zum Kaffee-selber-machen und Bier, aber die 1,2l Flasche. Bäm! Die Mexikaner feiern Weihnachten übrigens rein, so dass die ganze Nacht zum 1. Feiertag übelst laut Musik lief von den Nachbarn des Zeltplatzes. Überhaupt scheinen die meisten hier gegenüber intensiver Beschallung, auch in Klamottenläden oder Restaurants zB, völlig gleichgültig zu sein.
Coolerweise liefen uns am Vorweihnachtsabend Shay und Atara aus Israel in der Campingküche über den Weg, so dass ich trotz meiner niedrigen Laufstärke (Knöchel-Mega-Aua, Verstauchung?) und anderen Defiziten einen tollen Tag im Kayak und beim gemeinsamen Abendessen hatten. Wieder mal haben wir Fremde getroffen und schon am nächsten Tag fühlt es sich an als ob man mit Freunden Urlaub macht.
Leider waren wir am 1. Feiertag schon wieder unter uns, also Maik, die Migräne und ich. Erst am Abend kam besinnliche Stimmung auf, als wir draußen bei Kerzenschein und Lichterketten zu Abend aßen, Schweinewürfeln und Rommé spielten und ganz mit unserem untypischen Weihnachten im Einklang waren. Der Kitsch-Höhepunkt dann bei der Vorstellung, wie all unsere Freunde und Verwandten mit am Tisch sitzen, gemeinsames Lachen, gemeinsames Trinken, oh selig sei die lebhafte Erinnerung.
Nachts dann Sterne schauen am Wasser, die Romantik des Augenblicks ungetrübt, selbst von Gesprächsthemen wie: Können Vögel eigentlich im Dunklen gut sehen? Sind nachts die Tauben blind?
Es gibt noch viel zu entdecken, doch die restlichen (vergangenen und zukünftigen) Abenteuer haben auch noch Zeit bis nächstes Jahr. In diesem Sinne, viele Grüße aus der Vergangenheit und frohes Neues!
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